Krankenkassenbeiträge steigen 2016
Die Krankenkassen haben im ersten Halbjahr einem Bericht zufolge fast eine halbe Milliarde Euro Verlust gemacht. Das dürften im kommenden Jahr auch die Versicherten zu spüren bekommen. Krankenversicherten in Deutschland drohen höhere Beiträge. Angesichts gestiegener Pflege- und Behandlungskosten sind die Krankenkassen im Minus. Das Loch sollen nun die Versicherten durch Zusatzbeiträge stopfen.
Die Krankenkassenbeiträge werden wohl wieder steigen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Kassen erklärte am Dienstag in Berlin, er rechne zum Jahreswechsel mit höheren Zusatzbeiträgen. Im Schnitt müssten sie nach bisherigen Schätzungen um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte angehoben werden, sagte die stellvertretende Sprecherin Ann Marini der Nachrichtenagentur epd.
Das Bundesgesundheitsministerium wollte die Prognosen nicht bestätigen. Die "Bild"-Zeitung hatte berichtet, auch die Bundesregierung rechne mit steigenden Zusatzbeiträgen und sich dabei auf den neuen Finanzplan des Bundesfinanzministeriums berufen.
Der GKV-Spitzenverband erklärte, für die Mehrausgaben für Kliniken, Ärzte und Medikamente reiche der gesetzliche Einheitsbeitragssatz nicht aus. Bereits Anfang Juni hatte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, prognostiziert, dass die Zusatzbeiträge für die Versicherten von gegenwärtig 0,9 Prozent bis 2019 auf 1,4 bis zu 1,8 Prozent steigen könnten.
Krankenkassen machen halbe Milliarde Euro Verlust
Der Zusatzbeitrag, den allein die Arbeitnehmer zu tragen haben, kommt zum Einheitsbeitragssatz hinzu, der 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens beträgt und zu gleichen Teilen von den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern finanziert wird. Die meisten Versicherten zahlen gegenwärtig tatsächlich einen Krankenkassenbeitrag von 15,5 Prozent.
"Es ist klar, dass die Belastung, die jetzt kommt, nicht allein von den Arbeitnehmern getragen werden kann"
Karl Lauterbach
SPD-Gesundheitsexperte
Knapp zehn Prozent der 123 Kassen sind aber heute schon teurer – bei vielen anderen Kassen zahlen die Versicherten weniger. Im bundesweiten Durchschnitt liegt der tatsächlich gezahlte Zusatzbeitrag derzeit bei 0,83 Prozent.
Erst nachdem der Schätzerkreis im November seine Einnahmen und Ausgaben-Prognose für 2016 vorgelegt hat, wird Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) einen neuen durchschnittlichen Zusatzbeitrag festlegen. Das Bundesgesundheitsministerium erklärte zu den Berichten über steigende Beiträge, es gebe keinen Anlass, den Beratungen des Schätzerkreises durch Spekulationen vorzugreifen.
Nach einer Umfrage des "Handelsblatts" werden die gesetzlichen Krankenkassen das zweite Halbjahr insgesamt mit einem Minus von einer halben Milliarde Euro abschließen.
SPD fordert mehr Geld für Gesundheitsversorgung
Die "Bild"-Zeitung berichtete, im neuen Finanzplan von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) werde in den Prognosen für das nächste Jahr "eine Steigerung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags bei der Gesetzlichen Krankenversicherung berücksichtigt".
Das Zitat aus dem Finanzplan zur Unterrichtung der Bundestagsabgeordneten betrifft allerdings lediglich die Vorausberechnungen für die Kosten des Arbeitslosengeldes II im kommenden Jahr. Der Bund zahlt die Krankenkassenbeiträge für die Arbeitslosen.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte in Berlin, die SPD halte an ihrer Forderung fest, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gleichen Teilen für die steigenden Kosten im Gesundheitswesen aufkommen müssen. Es müsse mehr Geld ausgegeben werden für die Hausarztversorgung, die Krankenpflege, die Krankenhäuser.
Auch die Alterung der Gesellschaft werde höhere Kosten verursachen als bisher: "Es ist klar, dass die Belastung, die jetzt kommt, nicht allein von den Arbeitnehmern getragen werden kann", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. Er stellte sich damit gegen die Union, die den Arbeitgeberbeitrag auch in Zukunft bei der Hälfte des Einheitsbeitrags von 14,6 Prozent belassen will.
(Quelle: www.welt.de)